Am Hochzeitsmorgen musste die Braut die Scherben zusammenkehren und selbst fortkarren. Dadurch sicherte sie sich eine glückliche Ehe. Sie musste auch die Katze füttern. Dann hatte sie gutes Wetter an diesem Hochzeitstag. Auch soinst hatte sie noch mancherlei zu beachten: Sie durfte im Brautschmuck nicht in den Spiegel sehen und durfte beim Kirchgang nicht rückwärts blicken. Die kirchliche Trauung fand bis 1872 um 10 Uhr vormittags statt, nach Einführung derstandesamtlichen Trauung im Anschluss an diese.
Dem Hochzeitszuge voraus ritt wieder der buntgeschmückte Köstebirrer, ihm folgten die Musikanten und dann der Hochzeitszug. Der Bräutigam trug einen blauen Tuchrock (Anm. der Red.: Rock von Gehrock = längere (Uniform-) Jacke), den sogenannten Friedrich-Wilhelms-Rock, die Braut ein schwarzes Kleid mit einer von der Taille lang herabhängenden, roten Schärpe. Der Bräutigam ging zwischen vier Trauführern, von denen zwei aus seiner Verwandtschaft und zwei aus der Verwandtschaft der Braut stammten. Ebenso ging die Braut zwischen vier Brautjungfern. In der Kirche ging der ganze Brautzug um den Altar herum und legte dabei eine Opfergabe für den Pfarrer nieder. Wollte die Frau die Herrschaft im Hause haben, so legte sie sich Salz und Dill in den Brautschuh und murmelte vor dem Seen des Pastors, “Ick stao up Sult un Dill, wenn ick rär (rede), schwiggst du still!”. Dabei versuchte sie dann noch, dem jungen Ehemann auf den Fuß zu treten. Damit es keinen Zank und Streit in der Ehe gab, zerbrach sie während des Segens ein kleines, im Handschuh verborgenes Stöckchen. Hatte sie außer Salz und Dill in den einen Schuh auch noch einen Taler in den anderen Schuh hineingelegt, so war damit gesichert, daß das junge Paar immer Geld im Hause hatte.
Übrigens: Wie eine echte Zwilipper Hochzeitsgesellschaft ausgesehen hat, finden sie hier.