15. Kapitel: Pustar

Pustar heißt das Rittergut im Westteil der Gemeinde Zwilipp, gelegen an der Straße von Damgardt nach Semmerow, etwa 1000 Meter von der Persante entfernt. Der landwirtschaftliche Großbetrieb, 1939 der größte von Zwilipp, umfasste zuletzt 555 Hektar Fläche (1925 waren es noch 575,17 ha). 425 waren davon Ackerland, 30 ha Wiesen, 23 ha Weiden und 55 ha Wald. Das zu Pustar gehörende Land reichte im Osten bis an die Wangritz, im Westen bis zum Höllengrund(siehe auch Zwilipper Flurnamen. Der Viehbestand belief sich 1939 auf 38 Pferde, 181 Rinder (darunter 71 Milchkühe), 217 Schweine und nur noch wenige Schafe (1892 noch 1000). Letzte Besitzerin war Wally Damm.

Die Einwohnerzahl von Pustar entwickelte sich von 101 in 1816 bis auf 171 im Jahr 1925. Folgende Erwachsene erfasste die Volkszählung von 1937: 

NachnameVornameBeruf
BaatzEwaldHofgänger
BastJohannesDeputant
BlankIdalandw. Gehilfin
BolduanWilliGärtner
DammKarl LudwigLandwirt
DammWallyLandwirtin
DummerMargareteHofgängerin
FahrErnstHofgänger
FahrGustavDeputant
FahrHugoDeputant
FingerOttoDeputant
GeskeEmmaArbeiterin
GeskePaulStellmacher
GoldbeckWalterLehrer
HahnEmillandw. Arbeiter
HahnFranzDeputant
HildebrandtKarlInspektor
JeskeWilhelmKutscher
KnappertPaulHofgänger
KrolowIrmgardlandw. Arbeiterin
KrügerAlbertDeputant
KrügerHermannDeputant
KrügerIrmaHofgängerin
KrügerKarlRentner
KrügerMetaHofgängerin
LangeDorothea
LangeErnstMelker
LangeErnstObermeister
MeyerHelmutMelker
MüllerEmilDeputant
OttoIlseHofgängerin
OttMargareteHausgehilfin
ProtzenLuiseWirtin
RaatzFranzSchmiedegeselle
RackowEmilArbeiter
RackowHermannDeputant
RackowHermannRentner
RackowPaulDeputant
RosnerJuliusHofgänger
RosnerJohannaHofgängerin
ScheunemannKurtlandw. Arbeiter
SchmeichelAlbertDeputant
SchmeichelAnnaHofgängerin
SchmeichelHerbertHofgänger
SchulzMarieHausgehilfin
StrelowFriedrichDeputant
SuschakowIwanDeputant
VahlErnstlandw. Arbeiter
VahlFriedaHausgehilfin
VenzkeAugustRentner
VenskeKurtHofgänger
WenzelKarlDeputant
WenzelUlrikeRentnerin
WenzelUlrikeRentnerin

Als Bischof Hermann von Cammin 1281 anläßlich der Einweihung der Zerniner Kirchediese dotiert und ihren Pfarrsprengel festsetzt, weist er ihr auch das Dorf Pustar zu – ein Zustand, der bis 1911 erhalten bleiben sollte. Wenig später, im Jahr 1308 überträgt er dem Domkapitel den halben Zehnten dortselbst – als Entschädigung für das Dorf Dargetitz und den halben Zehnten in Runow, die bisher dem Kapitel gehört hatten, was 1313 noch einmal ausdrücklich betsätigt wird.

Nach der Vasallentabelle des Stiftes Cammin aus dem Jahre 1565 erscheint ein Magnus Pustars als Herr zu Pustar oder Pustars, wie es damals genannt wird, ebenso 1572. Er gehörte einer Familie an, die nur für dieses Gut nachgewiesen ist. 1583 übergab er seinen Besitz, da zu alt und zu schwach, seinen Söhnen Franz und Hans, behielt sich aber vom Ertrag des Gutes so viel selbst vor, wie er brauchte. 1592 beklagte er sich beim Herzog, dass sein Sohn Franz dessen Ehefrau ein Leibgedinge ausgesetzt habe, ohne seines Bruders zu gedenken. Im Jahre 1624 werden Wulf und Peter v. Pustar als Schuldner von 200 Mark erwähnt. Nach der Ritterschaftsmatrikel von 1628 mussten sie 12 oder 14 Hufen und 6 Viertel Schafe versteuern, 1631 werden sie noch einmal genannt.

Für 1666 werden als Besitzer Heinrich v. Pustar d.Ä., Jürgen v. Pustar, Sel. Wulfv Pustars Sohn Peter und Ewald v. Pustar als Besitzer des dem Kirchspiel Garrin (wohl fälschlich) zugeordneteten Dorfe genannt (bis 1911 gehörte es seit dem Mittelalter zum Kirchspiel Zernin). Das Belehter v.P. noch seinen Enkel Heinrich Wilhelm und des Franz Jürgen Söhne. Im 18. Jahrhundert gestalten sich die Besitzverhältnisse in Pustar, das in mehrere Anteile zerfiel, recht verwickelt. Brüggemann beschreibt sie folgendermaßen:

“…Felix Kundenreich kaufte Pustar A, nach dem Vergleiche vom 3. April 1694, von Peter Ewald von Pustar und Pustar C, oder den so genannten, neuen Hof, nach dem Vergleiche vom 28. März 1707, von den Erben des Jürgen von Pustar und hinterließ beide Teile seiner Witwe, welche solche am 1. April 1737 dem Christian Selle abtrat. Durch das Rescript des vom 25. Julius 1744 wurde das ganze Lehn Pustar dem Major Henning Alexander von Kahlden ertheilet, welcher 1747 den Besitzern dieses Gutes seine Rechte abtrat, auch zu ihrem Besten die Allodification des ganzen Guts durch das Rescript vom 6. Junius 1747 bewirkte. Nach dem Tode des Christian Selle, welcher auch nach dem Vergleiche vom 18. November 1747 den von dem Schloßrentmeister Stürmer beseßenen Theil in Pustar kaufte, kam dieser Theil nebst Pustar A und C an seinen Schwiegersohn Heinrich Kuhze, welcher Pustar C nebst dem ehemaligen Stürmer’schen Theil, nach dem Vergleiche vom 26. März 1765 dem Amtmann Peter Lewezow verkaufte, deßen Witwe, Barbara Sophie, geborene Zander, es jetzt im Namen ihrer sechs unmündigen Kinder besitzet, Pustar A aber am 17. Junnius 1776 seiner geschiedenen Ehefrau Lucia, gebohrnen Selle, jetzt verehelichten Brand, abtrat. Pustar B wurde von Franz Caspar und dem Oberstlieutenant Claus Magnus von Pustar am 3. April 1694 erblich dem Felix Kundenreich, von diesem am 30. März 1705 dem Heinrich Wilhelm von Pustar, von deßen Witwe und Erben am 9. Januar 1730 dem Consistorialrathe Bogislav Liebeherr und deßen Erben am 15. November und 20. Dezember 1730 dem Kriegscommissarius Matthäus Hensel verkauft, welcher es nach seinem in dem Jahre 1759 erfolgten Tode seiner einzigen Tochter, Anna Sophia, als der Ehefrau des Bürgermeisters zu Colberg, Johann George Madeweis hinterließ.”

Berets seit 1694 befanden sich – mit landesherrlicher Erlaubnis – somit Teile von Pustar in bürgerlichen Händen, obwohl dies in Preußen erst 1806 allgemein gestattet war. Nach der Vasallentabelle des Camminer Stifts von 1756 hatten Christian Selle’s Erbenfür Pustar drei 3/8 Lehnhuifen zu versteuern und 1/2 Lehnpferd zu stellen. Um 1780 bestand der Ort aus 13 Feuerstellen. 1804 ist von vier Anteilen die Rede, von denen A und B den Gebrüdern Brand, Pustar C und D – auch der Neue Hof genannt – den Gebrüdern Levezow gehörte. Der neue Hof wurde nach einigen Jahren von Heinrich Wartemeyer erworben.

In den folgenden Jahren gelang es dem Premierleutnant Carl Ludwid Damm, nacheinander alle Anteile von Pustar zu erwerben: 1823 kaufte er Pustar B (Niederhof) von Carl Heinrich Brandt, 1830 von Georg Friedrich Brandt Pustar A (Oberhof), 1832 von Heinrich Wartemeyer Pustar D (Niederhof?) und schließlich 1837 von der verwitweten Gutsbesitzerin Sophie Wilhelmine Levezow geb. Toerner und ihren Kindern Pustar C (Mittelhof). Durch landesherrliche Bestätigung wurden alle vier Anteile 1843 zu einem Rittergut vereinigt. 1855 überließ er es seinem einzigen Sohne Rudolf Damm, der es schließlich 1863 an Carl Damm vererbte. 1884 und 1892 weisen die Güteradressbücher jedoch noch seine Witwe als Gutsherrin aus, 1899 erst ihren Sohn Carl Damm. In 1895 und 1905 wird in Pustar auch ein Wohnplatz “Pustarer Mühle” mit neun beziehungsweise zwölf Einwohnern erwähnt. Die Lage der Mühle ist heute nicht mehr bekannt. Nach dessen Tode (um 1920) übenimmt vorübergehend eine Erbengemeinschaft das Gut, bis schließlich Frau Wally Damm das Erbe antritt und bis 1945 bewirtschaftet.

Nach dem Zweiten Wekltkrieg wurde aus Pustar Pustary und bildet eine eigenständige Dorfschaft mit Bürgermeister (Soltys) innerhalb der Großgemeinde Degow (Gmina Dygowo).

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