7. Kapitel: Paul Kummrow

Paul Franz Heinrich Kummrow geb. 24. Oktober 1891, hat nach dem Soldatentod seiner Brüder den Hof Zwilipp Nr. 15 übernommen. Die Tischlerei wurde aufgegeben und es wurden noch zehn Morgen Land dazugekauft.
Paul Kummrow heiratete Martha Theresia Bertha Behling, geb. 5. März 1895 in Griebow, Kreis Kolberg. In der Ehe hatten sie sechs Jungen, Martin, Fritz, Paul, Werner, Hans und Heinrich. Letztere waren Zwillinge.

Paul Kummrow war im ersten Weltkrieg nur einige Wochen Soldat, weil er schwer an beiden Beinen verwundet wurde. Bis Kriegsende 1918 lag er in Berlin im Lazarett.

Nachdem er auf den Hof zurückgekehrt war, nahm er die Landwirtschaft in die Hand. 1936 kaufte er noch 30 Morgen Land dazu und baute ein neues Stallgebäude, das heute noch steht. Seine Initialen sind oben am Giebel zur Straße eingelassen. Einige Jahre saß Paul Kummrow auch im Zwilipper Gemeinderat.

Drei Söhne mußten in den Zweiten Weltkrieg ziehen und zwei kamen nicht mehr nach Hause zurück: Martin fiel am 22. Juni 1942 in Rußland, Paul wurde 1945 in Rußland verwundet, ist nahe bei Zuhause in Gefangenschaft gewesen, dort noch gesehen worden, und galt später als vermißt. Er wird wohl in der Gefangenschaft umgekommen sein. Nur Sohn Fritz kam heil aus dem Krieg zurück.

1945 mußte Paul Kummrow mit seiner Familie den mittlerweile 100 Morgen großen Hof verlassen. Polen und Russen vertrieben die Deutschen aus Zwilipp. Alle hatten in 30 Minuten ihre Häuser zu räumen, konnten nur mitnehmen, was sie am Leibe tragen konnten.

Die Familie wurde nach Alt-Reddevitz auf der Insel Rügen evakuiert und kamen dort in einem Mansardenzimmer bei dem Lebensmittelchemiker Felix Alander in der Sommerfrischler-Pension Villa Alander unter. Heinrich Kummrow starb dort, eben 15 Jahre alt, in Baabe am 8. Mai 1946 um 0.25 Uhr an Typhus mit nachfolgender doppelseitiger Lungenentzündung. Sein Vater Paul verließ die Insel als Witwer: Seine Frau Martha starb in Bergen am 6. Januar 1952 um 16 Uhr an einem Lebertumor.

Sohn Fritz war nach dem Krieg nach Bockhorst in Westfalen gekommen. Seine Brüder Hans und Werner mußten sich bei einem Bauern in der Altmark ihr tägliches Brot verdienen, denn auf Rügen konnten ihre Eltern nicht mehr für sie sorgen. Fritz holte seine Brüder und später auch seinen Vater Paul 1954 nach Bockhorst auf den Hof von Rudolf Frieling (heute Haßheider), wo sie eine erste Arbeit als Knechte im Westen fanden.

Paul Kummrow – und ab 1965 auch sein Bruder Albert Kummrow – wohnte bei seinem Sohn Hans, mit dessen Familie die beiden 1967 nach Borgholzhausen-Holtfeld umzogen, wo Hans und seine Frau Ursula sich ein Haus gebaut hatten. Albert Kummrow starb am 14. April 1972 um 15 Uhr im Haller Krankenhaus. Er wurde auf dem Friedhof in Borgholzhausen beerdigt. Nur drei Gräber weiter wurde zwei Jahre später Paul Kummrow beigesetzt. Er war bis zu seinem Tod geistig wie körperlich sehr gut bei Kräften, und erzählte seinen beiden Enkelkindern Petra und Joachim gern aus alten Zwilipper Tagen, trank gern mal einen Schnaps, rauchte ab und an mal eine Zigarre und las viel in der Bibel. Paul Kummrow starb am 12. Januar 1974 um 12.15 Uhr im Beisein seines Sohnes Hans an Herzversagen, nachdem er sich kurz vor Mittag zu Bett begeben hatte, “weil mir nicht wohl ist.” Die zuvor bei seiner Schwiegertochter Ursula bestellte Haferflockensuppe hatte er nicht mehr angerührt.

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