Ferdinand Asmus, geboren am 22. April 1859 als Sohn eines aus dem Schleswig-Holsteinischen stammenden Bauerngeschlecht in Schönebeck, Kreis Saatzig, war Dorflehrer in Zwilipp über 34 Jahre: von 1890 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1924.
Bevor er in Zwilipp Nachfolger seines Schwiegervaters, des Lehrers Julius Heyer, wurde, hatte er bereits neun Jahre Erfahrung sammeln können, erst in Zülkenhagen (Kreis Stettin), darauf sechs Jahre im nahen Warnin, Kreis Köslin.
Die Kolberger Zeitung vom 22. April 1939 beschreibt Asmus’ Lebenswerk in einer Laudatio zu seinem 80. Geburtstag so: “In diesem Orte (Zwilipp) hatte sich – durch seine Abgelegenheit – noch viel altes Brauchtum erhalten. Mit großem Fleiß und Interesse begann nun der junge Lehrer, dieses alte Kulturgut aufzuzeichnen; er sammelte Sagen, Erzählungen, Sitte, Brauch und Aberglaube bei Geburt, Taufe, Trauungen, Tod und Begräbnis. Ferner Volkslieder, Kinderspielweisen. Schon 1893 wurde Asmus Mitarbeiter der “Blätter für pommersche Volkskunde”; 1898 gab er mit Prof. D. Knop die
‘Sagen und Erzählungen aus dem Kreise Kolberg’ heraus, später mit demselben Verfasser das Buch ‘Kolberger Volkshumor’.
Auch die plattdeutsche Sprache in ihren originellen Ausdrücken zeichnete er auf und überwies diese Arbeiten dem Germanistischen Seminar Greifswald, das ihm dafür Dank übermittelte. Er interessierte Schüler und Einwohner des Ortes (Zwilipp) für Prähistorie des Ortes. Leider kam er damit in Zwilipp etwas zu spät, denn der Chausseebau Lustebuhr-Bartin-Degow hatte die Bauern veranlaßt, nach Steinen, die gut
bezahlt wurden, die Persanteabhänge nachsuchen zu lassen und so waren aus Unkenntnis und Gleichgültigkeit die ganzen Steinkistengräber mit Inhalt vernichtet worden. Die noch hin und wieder gefundenen Beigaben ließ er sorgfältig sammeln. Sein Interesse galt auch den Burgwällen und im Lauf der Zeit hat er sämtliche Burgwälle des Kreises in Form und Lage aufgezeichnet. Sie sind dem Stettiner Museum übereignet worden.
Er ging der Geschichte des Dorfes und umliegender Orte nach, der Geschichte der Bauernhöfe, deren Anlagen er aufzeichnete, da sie wertvolle Aufschlüsse darüber ergeben, woher die Familien gekommen sind. Damit stand er mitten in der Familien
geschichte, forschte nach den Ahnen der Geschlechter, zeichnete Stamm- und Ahnentafeln nach einer sehr übersichtlichen Form und war mit dieser Forschung seiner Zeit weit voraus (Anm. der 97er Redaktion: In der Zeit, aus der dieser Zeitungsbericht stammt, war es einfacher zu leben, wenn man einen lückenlosen “Ariernachweis” erbringen konnte). D
a die Kirchenbücher des Dorfes in einem großen Brande der Pfarre vernichtet worden sind und erst 1787 beginnen, fand er in staatlichen Archiven oft wertvolle Urkunden und viele Familien konnten bis über den 30jährigen Krieg hinaus zurückverfolgt werden.
Dieser familiengeschichtlichen Arbeit widmete er sich nach seiner Pensionierung 1924 in besonderem Eifer und so sind im Laufe von rund vier Jahrzehnten 42 Familienchroniken von ihm geschrieben worden. Es ist ein Arbeiten in der Stille gewesen, aus
Lust und Liebe zu Vaterland, Heimat und Volkstum – abseits rauschenden Getriebes – es wäre ohne solch großes Interesse, ohne diesen unermüdlichen Fleiß, viel altes Kulturgut vergessen und verloren gegangen. Erst viel später, durch das Gesetz des Arischen Nachweises, kamen die für die betreffenden Familien so wertvollen Aufzeichnungen erst in das richtige Verständnis und das öffentliche Blickfeld.”
Die Kolberger Zeitung beschreibt abschließend, daß Asmus auch mit 80 noch körperlich und geistig frisch ist und die Namen der Familien, mit denen er dereinst zu t
un gehabt hat, noch immer parat habe. Nach Angaben seiner Enkelin Dr. Erika Ritter, die in Berlin lebt, ist Ferdinand Asmus in den letzten Kriegstagen tot vor dem Kolberger Haus gefunden worden, in dem er nach seiner Pensionierung gelebt hat. Er soll verh
ungert sein.
Asmus’ Lebenswerk hat ihm den Titel des “Familienforschers ersten Ranges im Kreis Kolberg” eingebracht. Seine Aufzeichnungen über die Familie Kummrow reichen
zurück bis vor 1600. Die älteste Familie Zwilipps und auch des Kreises Kolberg, deren erste urkundliche Erwähnung er belegen konnte, ist die Familie Henke: Ihren Urvater Hans Hanneke fand er als Zeugennamen in Gerichtsakten aus dem Jahr 1571. Und da war der Ahn schon 83 Jahre alt. Dank Asmus’ Arbeit kann die Familie Henke bis zum Jahr 1488 zurückschauen – da war Martin Luther ein Junge von fünf Jahren!
Notiert von Joachim Kummrow aus Zeitungsberichten, die uns Assmus’ Enkelin Dr. Erika Ritter aus Berlin zugesandt hat.